Vom Baumhaus zum Spielturm

Gibt man „Baumhaus“ in die Suchmaschine ein, so wird man heute unzählige Seiten professioneller Anbieter finden, die am Markt zu bestehen suchen. Zu Omas Zeiten war das alles anders – und das hängt nun natürlich stark davon ab, wie alt „Oma“ ist. Ich selbst könnte ja ebenfalls bereits Oma sein, doch meine Oma wurde 1926 geboren. Als „das Internet“ zu boomen begann, war Oma bereits in ihren 70ern und verweigerte das Benutzen eines Computers vehement. Sie konnte Geschichten erzählen, von Baumhäusern und Spielplätzen in der Natur, von Möglichkeiten, die heute nicht mehr möglich sind.

Wie schön ist es also, dass es professionelle Anbieter gibt, die Baumhäuser und Spieltürme herstellen und so auch den Kindern unserer Zeit das Klettererlebnis möglich machen. Denn das, was Oma mir erzählt hat, das ginge heute nicht mehr. Meine Oma war ein Bauernkind. Strenge Regeln und Hierarchien und sehr wenig Zeit zum Spielen, das war der Alltag in den 1930er Jahren. Die Kinder mussten bereits in sehr jungem Alter mitarbeiten, die Mädchen hauptsächlich in Garten und Haushalt, die Buben im Stall und bei den Maschinen. Und von diesen gab es nicht so viele wie heute! Als meine Oma klein war, wurden die Felder noch mit dem Ochsenpflug bearbeitet.

Zum Spielen blieb also nicht viel Zeit, doch die Buben bauten Baumhäuser. Irgendwo im Wald fand sich ein Baum, der geeignet war und dort wurde der geheime Rückzugsort geschaffen, der bis ins junge Erwachsenenalter interessant war.

Für die Mädchen waren diese Abenteuer allerdings nicht vorgesehen, schon früh wurden die Normen etabliert, „das gehört sich nicht für Mädchen“, „Mädchen gehören in den Haushalt“. Meine Oma erzählte, dass sie lange mit Puppen gespielt habe, viel länger, als Mädchen das heute tun. In diesen Spielen wurden bereits die Rollenverteilungen geübt, die dann im Erwachsenenalter galten: Mädchen wurden Mütter, führten den Haushalt und kümmerten sich darum, dass am Hof alles wie am Schnürchen lief.

Kindheit in den 1930er Jahren

Kindheit in den 1940er Jahren

Bergbauernkinder in den 1960er Jahren

Baumhäuser sind heute übrigens nicht nur für Kinder interessant. Bei meiner Recherche stolperte ich über Baumhaus Hotels! Die scheinen nun besonders attraktiv für romantische Urlaube zu sein. Wie sich die Zeiten ändern.

Recycling und Upcycling anno dazumal

Wenn ich mit Oma zum Einkaufen fahre, wird auch gleich Müll entsorgt, Recyclen gehört ja heute zum täglichen Ablauf. Ich habe Oma gefragt, wie denn das in ihrer Kindheit war. Denn auch damals wurde recycelt, weniger aus dem guten Ton heraus, sondern vielmehr, weil man einfach sparen musste. Auch über Upcycling haben wir gesprochen, Oma und ich, denn diesen Begriff kannte sie nicht. Ich habe meiner Oma eine Tasche aus Kunststoff gezeigt, Freunde von mir, die sich auf aufblasbare Werbung spezialisiert haben, lassen diese herstellen. Sie verarbeiten verbrauchte „Inflatables“, also aufblasbare Werbeprodukte, zu lustigen Taschen und Strandbags und ich liebe diese, weil sie so wunderbar robust sind. Da geht nix kaputt 😉

Nils Skanbo

Oma und Recycling

Zum Thema Recycling hat Oma erzählt, dass Produkte in ihrer Kindheit und Jugend generell nicht vorverpackt waren. Es gab ja auch keine Supermärkte. Meine Oma ist auf dem Land aufgewachsen, Obst, Gemüse, Milch und Käse sowie Fleisch hatte man am Hof. Was dazu gekauft werden musste, war Mehl, dieses holte man direkt in der Mühle. Das Mehl wurde in großen Säcken nach Hause transportiert und in der so genannten „Mehl Lade“ aufbewahrt, dort wurde auch der Sauerteig zum Brotbacken gelagert.

„Was hätten wir denn recyclen sollen?“, hat Oma mich gefragt. Und wie recht sie hat! Es gab wohl Flaschen, für Bier und Limonade, doch diese wurden wiederverwendet. Das Bier für Vaters Abendmahlzeit wurde von den Kindern im Gasthaus geholt, mit einem Steinkrug mit einem Deckel darauf. Und wehe, wenn das was überschwappte am Nachhause Weg!

Kleidung wurde selbst genäht, oftmals wurden sogar die Stoffe noch selbst gewebt. Die Wolle für Strickwaren wurde von vielen Bäuerinnen noch selbst gesponnen. Passte ein Kleidungsstück nicht mehr, wurde es weitergegeben, hatte es eine Beschädigung, wurde diese ausgebessert.

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Oma und Upcycling

Nachdem ich Oma „upcycling“ erklärt hatte, war sie sofort Feuer und Flamme. Ja, meinte sie, generell habe es das auch in ihrer Jugend gegeben. Dinge wegzuwerfen war nicht verpönt, es war einfach kein Thema. Man machte das nicht, denn man musste sparen, vor allem während des Krieges und in der Nachkriegszeit.

Waren Socken oder Jacken aus Wolle teilweise beschädigt, so wurden diese oft aufgetrennt und die Wolle wurde neu aufgewickelt, um etwas Neues daraus zu stricken. Textilien, die nicht mehr brauchbar waren, wurden zerschnitten und zu Decken verarbeitet.

Küchenutensilien, Werkzeuge und anderes wurden repariert. Schlicht und ergreifend: Oma kannte das Problem „Müllflut“ und „Recycling“ nicht.

Mit Oma im Baumhaus

Wenn Oma von ihrer Kindheit erzählt hat, hörte ich immer schon mit glühenden Backen zu. Eine Kindheit am Land, in den 1930ern, was bedeutete das? Zum einen Arbeit, und davon nicht zu wenig. Bauernkinder wurden immer schon früh zur Arbeit eingeteilt. Im Volksschulalter mussten die Kleinsten bereits vor der Schule Milch ausliefern, mit einem kleinen Handkarren, später dann am Acker mithelfen, Einkaufen, Mähen oder Kühe melken.
Oma erzählte mir, dass all die Wege, die dabei zu bewältigen waren, zu Fuß unternommen wurden, wie auch sonst. Öffentliche Verkehrsmittel gab es am Land noch nicht und als Bauernkind konnte man froh sein, wenn mal irgendwann im Leben ein Fahrrad drin war – sicher aber nicht als Selbstverständlichkeit.

Trotz all dem fand meine Oma ihre Kindheit gut, viel Freiheit war da, neben all der Arbeit, erzählte sie. Man wurde weder auf dem Schulweg noch in der spärlichen Freizeit von den Eltern begleitet, die Kinder waren unter sich, konnten sich in einem großen Umkreis um das Dorf bewegen und ihre eigene Welt entwickeln. Auch wenn sich das für Mädchen eigentlich nicht gehörte, war Oma mit den Buben am Bach unterwegs und dort baute man zusammen ein Baumhaus. Und auch, wenn zum Spielen im Baumhaus wenig Zeit blieb, schien dieser Rückzugsort doch der schönste Ort für lange Zeit gewesen zu sein.

Warum bauen wir heute keine Baumhäuser mehr?
Es ist wirklich so, dass kaum mehr Baumhäuser von Opas oder Papas oder gar den Kindern selbst gebaut werden, einfach so. Warum das so ist? Nun, es gibt dafür einige Gründe, die durchaus einleuchtend sind:

• Aufsichtspflicht. Wenn Kindern, die allein spielen, etwas zustößt, hat das heute völlig andere Konsequenzen als früher. Kinder dann mit Werkzeug wie Säge und Hammer losziehen zu lassen, gilt heute als verantwortungslos. Man achtet also darauf, bei diesen Vorhaben einen Erwachsenen mitzuschicken.
• Engerer Lebensraum. Wo es früher im Wald unbewirtschaftete, verwilderte Abschnitte gab, ist heute viel mehr kontrolliert. Man kann nicht einfach in den Wald gehen und ein Baumhaus errichten – es gilt, zuvor die Genehmigung des Waldbesitzers einzuholen.
• Dichtere Bebauung. Heute wird enger bebaut als früher, auch auf dem Land. Es ist viel weniger Platz in der Natur und natürliche Bereiche, die nicht unter dem Einfluss des Menschen stehen, sollten geschützt werden – also kein Baumhaus.
• Die Gärten werden kleiner. Gärten bei Einfamilien- oder Mehrfamilienhäusern werden immer kleiner. Ein alter Baumbestand, der sich für ein Baumhaus eignen würde, fehlt meist.

Was also tun?
Alternativ zum Baumhaus eignet sich ein Spielturm oder Kletterturm. Diese im besten Fall aus unbehandeltem Holz gebauten Klettermöglichkeiten bieten Abenteuer pur für die Kleinen, und das im eigenen Garten, in Sichtweite für die Eltern.

Oma fand diese Alternative ziemlich cool, auch wenn sie meinte, dass man sowas ja erst mal kaufen müsse. Ganz klar – als Oma noch Kind war, wurde wenig Spielzeug eingekauft. Die meisten Spielsachen wurden – zumindest im bäuerlichen Umfeld – selbst gemacht und mussten mehrere Kinder, manchmal sogar Generationen „durchhalten“.

Du magst noch mehr Oma Geschichten? Wie wäre es mit Kochen mit Oma?

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